Carcassonne kann grausam sein

Unesco Weltkulturerbe, die Cité von Carcassonne.

Was habe ich gestaunt, als wir unseren ersten Abendspaziergang hier machten...

Dieser Ort kam mir so bekannt vor - war es aus einem Film?
Mächtig und groß und tatsächlich schon 2000 Jahre alt.

Bestimmt aus mehreren Filmen - aber dann erinnerten wir uns an das Brettspiel "Carcassonne". Ach ja, "klar"!


die Sichel des Mondes "hängt" während unseres Abendspazierganges am Himmel wie eine kleine Lampe

Die befestigte Altstadt ist in seiner Größe und in seinem Erhaltungszustand einmalig in Europa.

In der Saison wird es hier turbulent zugehen. Wir verbrachten noch gute zwei Tage an diesem Ort in einem Appartement. Zwei Wochen vor Ostern war es angenehm ruhig - klar, es gab internationale Besucher und Schulklassen, aber es war ok.

Für Freitag den 23. März hatten wir eine persönliche Führung durch die Burganlage gebucht. Doch diese sollte dann später nicht mehr stattfinden...

Bestimmt hätten wir etwas über die Römer erfahren, über die Katharer und über die Kreuzzüge und die Inquisition... .

Aktuelle Brutalität und grausame Schicksalsschläge an genau diesem Tag sollten unserem geschichtlichen Interesse in Urlaubslaune ein erschreckendes und verstörendes "Kontra" geben.

Unsere Freunde kamen uns gegen Mittag recht aufgebracht entgegen als sie von einem Spaziergang aus dem heutigen Stadtzentrum von Carcassonne zurückkehren. "Alle Leute sind hektisch und angespannt - überall ist Polizei in der Stadt - da ist etwas Schlimmes passiert!"

Wir recherchieren im Internet und lesen von Toten, Verletzten und einer Geiselname.

Trotzdem gingen wir weiter hoch in die Cité von Carcassonne. Wir hatten noch fast zwei Stunden Zeit bis zum Termin unserer Führung und wollten doch gern entdecken, vielleicht ein Andenken kaufen und irgendwo einkehren.

Mein Liebster meinte noch, dass die Burganlage für einen Attentäter ein gutes Versteck sei - aber irgendwie wollten wir diese Möglichkeit nicht wahr haben - gingen trotzdem spazieren, aber beobachteten die Menschen um uns herum genauer.

Mißtrauen und Angespanntheit schlichen sich in die Urlaubsstimmung.

Dann kamen uns unsere Freunde wieder entgegen, die schon in einem Café Platz nehmen wollten und informierten uns: "Es geht gar nichts mehr, alle Geschäfte machen zu und die gesamte Anlage wird geschlossen!"

Immer mehr bewaffnete Sicherheitskräfte beobachteten den Burganlagen -Eingang. Wir gingen perplex zu unserer Wohnanlage zurück. Den Nachmittag verbrachten wir im Appartement, hatten im Fernsehen einen Informationssender gefunden, der die aktuelle Situation zeigte und lasen die deutschen Informationen dazu auf unseren Handys. Permanent hörten wir Polizeisirenen und Hubschrauber.

In Trèbes, 10 km von Carcassonne hatten wir noch vor 2Tagen im Boot gelegen. Genau in dem Supermarkt, indem sich die Tragödie durch den IS -Attentäter abspielte, hatte unser Freund für unser Frühstück eingekauft.

Dass die aktuelle weltpolitische Gefahrenlage so nah kommen würde, damit hätten wir nicht gerechnet.

An dieser Stelle möchte ich mein tiefes Mitgefühl für alle Betroffenen hier erwähnen!


Ein Blick von der Burganlage hinunter in das heutige Stadtzentrum von Carcassonne



Der starke Fallwind, der Tramontane wehte den letzen Abend.

Am nächsten Morgen, als wir abreisten, hatte er völlig nachgelassen.

Ein ganz anderes Gefühl.


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